Der Walter-Tiemann-Preis

 

Der Walter-Tiemann-Preis wird seit 1992 im Zweijahresrhythmus für innovative typografische Gestaltungsideen vergeben. Er wird international ausgeschrieben und richtet sich an alle, die das Buch als zeitgenössisches Werk begreifen, in dem inhaltliche Konzepte in hervorragendem Grafikdesign umgesetzt werden, die gewählten Mittel sinnfällig zum Einsatz kommen und in dem man, trotz seiner langen Tradition, Überraschendes durch Gestaltung sichtbar machen kann. Einer Typografie, die den Inhalt verstärkt, kommentiert, organisiert und dabei auch unbekannte Wege geht, gilt die Wettbewerbsausschreibung vorrangig.

Der Verein zur Förderung von Grafik und Buchkunst als Träger des Preises lädt zur Wettbewerbsentscheidung eine Jury ausgewiesener Fachleute ein, der jeweils auch der vorherige Preisträger angehört. Die Jury entscheidet über die Vergabe des mit 5000 Euro dotierten Hauptpreises und von zwei mit je 1500 Euro dotierten Preisen. Die Finanzierung des Preises erfolgt ausschließlich über Spenden. Es wird angestrebt, die ausgezeichneten Bücher für die Bibliothek des Vereins zu erwerben, die sowohl für Ausstellungen als auch für individuelle Studien zur Verfügung gestellt wird.

Wir bedauern, dass der Walter-Tiemann-Preis 2022 situationsbedingt ausgesetzt werden muss. Die für Herbst 2021 geplante Ausschreibung entfällt.

Walter Tiemann

Walter Tiemann (29.1.1876 Delitzsch–12.9.1951 Leipzig) war ein Leipziger Schriftgestalter, Typograf, Illustrator und Autor. Gemeinsam mit Carl Erst Poeschel gründete er 1907 mit der Januspresse die erste deutsche Privatpresse nach dem Vorbild der englischen Doves Press.

Die dafür entwickelte Schrift markierte zugleich den Beginn seiner erfolgreichen Tätigkeit als Schriftgestalter in Zusammenarbeit mit der Schriftgießerei Karl Klingspor in Offenbach. Tiemann war Professor und ab 1920 auch Direktor der Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe in Leipzig, der damals einzigen deutschen Kunstakademie, deren Ausbildungsziele auf das hervorragend gestaltete Buch ausgerichtet waren. Konsens in der Lehre war, dass sich eine Gestaltungsidee aus dem Inhalt des Werkes entwickeln sollte.

Walter Tiemann legte Wert auf die handwerkliche Qualitätsarbeit, auf deren Basis ein künstlerischer Mehrwert entstehen konnte. Einer seiner streitbarsten Schüler war Jan Tschichold.

Walter Tiemann